Geschichte

70 Jahre Segelflugzeugbau

Allstar PZL Glider Sp. z o.o. wurde im Jahr 2002 gegründet. Das Unternehmen hat seinen Ursprung in dem polnischen Segelflugzeug-Hersteller SZD (Szybowcowy Zaklad Doświadczalny). Im Zuge der politischen Veränderungen in Polen musste diese Firma ihren Betrieb 1998 einstellen. Mit der Gründung von Allstar PZL Glider konnten neue Inhaber wesentliche Teile von SZD ab 2000 fortführen.

  • Erfahrene Flugzeugingenieure und Mitarbeiter in der Produktion konnten gewonnen werden, um die seit 1946 währende Unternehmenstradition weiterzuführen.
  • Der ursprüngliche Standort am Flugplatz Alexandrowice in Bielsko-Biała blieb bestehen.
  • Ebenso blieben wichtige Musterzulassungen für SZD-Segelflugzeuge in Composite-Bauweise im Eigentum von Allstar PZL Glider: SZD-59-1 ACRO, SZD-55-1 NEXUS, SZD-51-1 JUNIOR, SZD-50-3 PUCHACZ und SZD-48-3 JANTAR.

Im Jahr 2004 – mit dem Eintritt Polens in die EU – startete die Entwicklung des neuen Doppelsitzer-Segelflugzeugs SZD-54 PERKOZ als Nachfolger des in die Jahre gekommenen Vorgängers PUCHACZ. Der PERKOZ ist als universelles Ausbildungssegelflugzeug für die Schulung konzipiert.

  • Die moderne Flugzeugkonstruktion zeichnet sich durch eine extrem hohe Festigkeit der Zelle aus, die für einen Aufschlag auf dem Boden unter 45° für 16G ausgelegt ist.
  • Diese Auslegung liegt deutlich über dem Wert von 12 G der neuen CS-22-Bauvorschrift für Segelflugzeuge.
  • 2010 erhielt der PERKOZ die Zulassung als Kunstflug-Segelflugzeug von der EASA.
  • 2014 erteilte die EASA der 20-Meter-Version für den Streckenflug ihre Zulassung als SZD-54-2 PERKOZ.

Allstar PZL Glider entwickelt elektrischen Antriebsystemen für Segelflugzeuge  als Heimkehrhilfe und Eigenstarter unter dem Namen Allstar-e-motion. Das Elektro Segelflugzeug wurde auf der Messe Aero 2024 in Friedrichshafen präsentiert.

1946

Wiederaufnahme des polnischen Segelflugzeugbaus

 

1946 wurde das Segelflug-Institut (Instytut Szybownictwa, IS) als Nachfolger des Instituts für Segelflug und Motorsegler (Instytutu Techniki Szybownictwa i Motoszybownictwa, kurz ITSM) gegründet. Sein Standort wechselte von Lwiw (Lemberg, heutige Ukraine) nach Bielsko (Bielitz) in Südpolen.

 

Die neue Fabrik des Segelflugzeugbau-Instituts erhielt ihren Standort am Flugplatz in Alexandrowice, einem Stadtteil von Bielsko. Ihr erster Direktor war Rudolf Weigl, Designer und Mitglied der Mountain Gliding School von Ustianowa in Bieszady.

 

  • Das erste serienmäßige Produkt wurde die IS-A SALAMANDRA, ein Entwurf von Waclaw Czerwinski.
  • Unmittelbar danach folgte das Hochleistungsmodell IS-1 SĘP. Mit diesem Muster nahm der Testpilot Adam Ziemtek an der Zweiten Weltmeisterschaft in Sameda, Schweiz teil.

 

1948 änderte das Institut seinen Namen zu "Szybowcowy Zaklad Doiwiadczalny" (SZD). Wladyslaw Nowakowski übernahm die Position als Direktor. Darüber hinaus war er an verschiedenen Segelflugzeugkonstruktionen beteiligt und für Entwicklungen verantwortlich: IS-1 SĘP, IS-6X NIETOPERZ, SZD-20X WAMPIR 2 und SZD-22 MUCHA STANDARD.

 

Die Fabrik in Bielsko-Biała verfügte zu dieser Zeit über modernste Ausrüstung und hochqualifiziertes Personal: Designer, Ingenieure, Technologen, Techniker, Mechaniker und Testpiloten.

 

Weitere polnische Segelflugzeugproduktionen befanden sich in Jezow Sudecki, Poznan, Krosno, Danzig und später auch Wroclaw.

1963

Wachstum des Segelflugzeug-Herstellers

 

1963 kam es zu einer Neuorganisation des Unternehmens. Bis Anfang der 1990er Jahre wurden die Fabriken in Jezow (Grunau) und Wroclaw zusammengeführt.

 

Ab 1969 erlebte der SZD-Segelflugzeugbau ein starkes Wachstum unter der Leitung von Jerzy Smielkiewicz, der selbst auch Testpilot war. So entstanden ein neues Verwaltungsgebäude und eine weitere große Produktionshalle. 1966 entwickelte Smielkiewicz als Chefingenieur den SZD-30 PIRAT, der zum Erfolgsmodell wurde.

1972

Ein neuer Werkstoff im Segelflugzeugbau

 

1972 bekam das Unternehmen einen neuen Namen: "Zentrum für Forschung & Entwicklung des Segelflugs" (Osrodek Badawczo-Rozwojcwy Szybownictwa).

 

Die Jahre 1972 und 1973 brachten dem Unternehmen einen enormen Aufschwung: Zum einen wurden zusätzliche Produktionsflächen geschaffen. Des Weiteren wurde der Segelflugzeugbau weitgehend auf Composite-Werkstoff umgestellt. Eine besondere Bedeutung kam der JANTAR-Baureihe zu: Modelle aus dieser Reihe erzielten nicht nur internationale Wettbewerbserfolge, sondern waren auch ökonomisch erfolgreich. In dieser Zeit entstand außerdem der erste serienmäßige Motorsegler SZD-45 OGAR.

 

Ende der 1970er Jahre war SZD weltweit der größte Segelflugzeug-Hersteller mit:

 

  • 600 Mitarbeitern
  • Produktionsvolumen von bis zu 150 Segelflugzeuge pro Jahr
  • Produktionsflächen von insgesamt ca. 12.000 m²

1980

Moderne Segelflugzeugkonstruktionen

 

Ende der 1980er Jahre vollzogen sich in osteuropäischen Ländern tiefgreifende politische und ökonomische Veränderungen. SZD war durch den Abbau von Arbeitsplätzen ebenfalls betroffen. Dennoch blieb die Kreativität der Entwickler und Ingenieure im Segelflugzeugbau ungebrochen. SZD entwickelte die SZD-51 JUNIOR, das Hochleistungsflugzeug SZD-55 NEXUS (ehemals PROMYK) und die SZD-56 DIANA.

 

Ab 1984 gab es erste Überlegungen für einen Nachfolger des Doppelsitzers SZD-50 PUCHACZ. Diese Idee griff das SZD-Team Jahre später wieder auf, als die EASA eine Änderung der CS-22-Bauvorschrift für Segelflugzeuge diskutierte. Daraus entstand 2005 die SZD-54 PERKOZ: Die neue Bauvorschrift definierte einen höheren Standard für die Cockpit-Festigkeit von Segelflugzeugen zum Schutz der Insassen.

SZD-Segelflugzeugbau

HEUTE

 

Inzwischen war bei dem Segelflugzeug-Hersteller ein Wechsel des Eigentümers durch eine Privatisierung des ehemals staatseigenen Unternehmens erfolgt. Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis der neue Doppelsitzer SZD-54-1 PERKOZ die Zertifizierung als Kunstflug-Segelflugzeug durch die EASA erhielt.


Allstar PZL Glider wollte Segelflug-Vereinen und Flugschulen ein neuartiges, universell einsetzbares Doppelsitzer-Segelflugzeug zur Verfügung stellen. Dieses Ziel erreichten wir 2014 mit der Zertifizierung der 20-m-Version des SZD-54-2 PERKOZ durch die EASA.

 

In mehr als 70 Jahren seit der Gründung im Jahr 1946 stellte SZD bisher über 5.000 Segelflugzeuge für den Weltmarkt her. Unzählige Wettbewerbe wurden gewonnen und unzählige Piloten wurden mit SZD-Segelflugzeugen ausgebildet.

 

Aus der langen Unternehmensgeschichte sind uns wichtige Leistungsträger des Segelflugzeugbaus in Erinnerung geblieben:
Irena Kaniewska, Tadeusz Kostia, Rudolf Matz, Józef Niespał, Władysław Nowakowski, Justyn Sandauer, Władysław Okarmus, Wiesław Gębala, Adam Meus, Piotr Mynarski, Wiesław Stafiej, Adam Kurbiel, Tadeusz Łabuć, Stanisław Oskwarek und Mieszyslaw Goryl. Einige kamen direkt von der Universität Lemberg. Namhafte Piloten und Fluglehrer waren beispielsweise Adam Zientek, Jerzy Popiel, Stanisław Skrzydlewski, January Roman und Zdzisław Bylok.

 

Quellen: „50 lat Przemysłu Lotniczego w Polsce 1928‑1978”, CDW Cieszyn, 1978 / „Dzieje lotnictwa na Podbeskidziu, 1932‑2000”, autor Adam Skarbiński, 2002

Chronologie

SZD-Segelflugzeugmuster (Erstflug)

1946 IS-A Salamandra
1947 IS-1 Sęp
1948 IS-2 Mucha
1947 IS-3 ABC
1948 IS-B Komar
1949 IS-4 Jastrząb
1949 IS-5 Kaczka
1950 IS-7 Osa
1951 SZD-6X Nietoperz
1951 SZD-8 Jaskółka
1952 IS-C Żuraw
1952 SZD-9 Bocian
1953 SZD-10 Czapla
1953 SZD-12 Mucha 100

1954 SZD-11 Albatros
1954 SZD-14 Jaskółka M
1956 SZD-15 Sroka
1956 SZD-17 Jaskółka L
1956 SZD-18 Czajka
1958 SZD-16 Gil
1958 SZD-19X Zefir 1
1958 SZD-22 Mucha Standard
1959 SZD-20X Wampir 2
1960 SZD-24 Foka
1958 SZD-19-2 Zefir 2
1960 SZD-25 Lis
1961 SZD-21 Kobuz

1964 SZD-21-3 Kobuz 3

1965 SZD-27 Kormoran
1965 SZD-29 Zefir 3
1966 SZD-30 Pirat
1966 SZD-32 Foka 5
1967 SZD-31 Zefir 4
1969 SZD-36 Cobra 15
1970 SZD-35 Bekas
1970 SZD-39 Cobra 17
1971 SZD-43 Orion
1972 SZD-37 Jantar 19
1972 SZD-40X Halny
1973 SZD-45 Ogar
1973 SZD-38 Jantar 1
1973 SZD-41 Jantar Std

1976 SZD-50 Dromader / Puchacz
1977 SZD-48-2 Jantar Std 2
1980 SZD-51-1 Junior
1981 SZD-52 Jantar 15 / Krokus
1983 SZD-48-3 Jantar Std 3
1985 SZD-48-3M Brawo
1988 SZD-55 Promyk / Nexus
1990 SZD-56 Diana
1991 SZD-54 Perkoz
1991 SZD-59 Acro
2010 SZD-54-1 Perkoz
2014 SZD-54-2 Perkoz